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entnommen von: www.wiegleb-orgel-ansbach.de

Rainer Goede

Die Wiegleb-Orgel
in der Dreifaltigkeitskirche Rudolzhofen

Mit schön geschwungener Unterschrift unterzeichnete Johann Christoph Wiegleb, "Hoff u. Landorgelmacher" am 13. Juni 1747 den Vertrag mit der Kirchgemeinde Rudolzhofen, in dem er sich verpflichtete, in der 1745/46 errichteten Dreifaltigkeits-Kirche ein Instrument mit vermutlich folgenden Registern zu erstellen:

Gedeckt 8'; Principal 4'; Floete 4'; Quinte 2 2/3', Oktave 2' und eine Mixtur mit den drei Chören 1', 4/5' und 2/3', die auf c' und c'' ihre Repetitionspunkte bekam. Das mit dem Hauptwerk über eine Ventilkoppel fest verbundene Pedal hatte auch einen Subbaß 16', der hinter der Windlade vor der Rückwand zu stehen kam und eine für alle Pfeifen gemeinsame Frontseite erhielt, die heute noch im Unterbau hinter der Orgel zu sehen ist.

314 rheinische Gulden und 53 Kreuzer kostete dieses Instrument, eine Summe, die am 30. Januar 1748 errechnet wurde. Der Manualumfang umfaßte C - c''', der Pedalumfang C bis c'. Der fünfteilige Prospekt gruppiert um einen Mittelturm mit 9 großen Pfeifen zwei Spitztürme mit jeweils 15 Pfeifen und zwei schräg in den Raum gehende Flachfelder mit jeweils 8 größeren Pfeifen. In den Außenschleiern neben ihnen posieren zwei Engel mit Instrumenten, drei Engelsköpfe zieren auch die Unterseite der Sockelleiste außen und in der Mitte, in den Schleierbrettern sind noch weitere Instrumente (Trompeten, Zinken und Hörner) abgebildet. Die Windlade wird über eine hängende Traktur erreicht, die Eichenschleifen und die aus Eisen gefertigte Registertraktur finden sich unverändert bis zum heutigen Tag. Zum ersten Mal erklang dieses Instrument am 4. Juni 1747, als am 1. Sonntag nach Trinitatis die Kirche eingeweiht wurde. Dabei mußte der damalige Schulmeister Franz Anton Schießler zu Rudolzhofen seine Stelle mit dem Schulmeister Johannes Zimmermann zu Auernhofen tauschen, weil er die Orgel "nicht richtig schlagen konnte".


Bereits 1774 zeigte der Turm solche Risse, daß der Einsturz drohte, 1790 mußte der Turm abgetragen werden. Im kommenden Jahr wurde der Grundstein für den neuen Turm, der heute noch steht, gelegt, 1793 wurde er fertiggestellt. Ob und in welcher Weise dieser Turmbau der Orgel in der angrenzenden Kirche geschadet haben könnte, läßt sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls mußte im selben Jahr der Heilsbronner Orgelbauer Johann Wolfgang Eychmüller, der die Werkstatt von Kaspar Moritz Nößler weiterführte, (Nößler war Geselle bei Wiegleb gewesen und hatte den Betrieb nach dessen Tod übernommen) die Orgel für 100 Gulden und 45 Kreuzer instand setzen, eine Summe, die auch einen teilweisen Neubau abdeckte. Da die Gemeinde diese Summe wohl nicht mehr aufbringen konnte, stiftete der spätere Bürgermeister und Schultheiß Johann Georg Gackstatter diesen Betrag, sein Name prangt seither mit der Jahreszahl 1797 zuoberst der Orgel. Eichmüller mußte alle Holzregister Gedackt, Flöte und Subbaß ersetzen, dabei wurde der Subbass zusammen mit einem neuen Oktavbaß 8' für das Pedal hinter die Orgel gesetzt, auf den frei werdenden Platz auf der Manuallade wurden im Stil der Zeit ein Salicional und ein Principal 8' aufgestockt. Damit verbunden war sicherlich eine Neuanlage der Pedaltraktur und eine Neufassung des Gehäuses. Von all diesen Arbeiten finden sich in den Kirchenbüchern keine Nachrichten, die Spende wurde also direkt ausgeführt.

1837 mußte die Orgel anläßlich einer Kirchenrenovierung abgetragen und neu aufgebaut werden. 1868 wird der Balg repariert, wahrscheinlich fand auch zu diesem Zeitpunkt eine Umsetzung der Pfeifen um einen Halbton statt, verbunden mit einer Umstimmung auf die heutige gleichschwebende Stimmung. Der Principal 8' erhielt hierzu Anlängungen. 1895 wurden durch Johannes Strebel (Nürnberg) für 38 Mark und 65 Pfennige die Bälge neu beledert, die Traktur reguliert und die Orgel gestimmt.

Im Wesentlichen hat sich der Bestand von 1797 bis heute erhalten, wenn auch ein Eingriff durch Deininger & Renner 1971 der Orgel eine ganze Reihe von Korrekturen an der Traktur bescherte (Ersatz der Wellenlagerungen, der Ventilführungsstifte und der Pedalabstrakten), dazu eine neue Ventilbelederung und neue Messingfedern, neun neue kleine Pfeifen, neue Tastenbeläge, neue Registerschilder und einen neuen Motor und Blasbalg.

Mit der einzig in größerem Maße erhaltenen Orgel von Johann Christoph Wiegleb besitzen wir in Rudolzhofen ein Instrument, das in seiner Anlage und seinem Metallpfeifenwerk nahezu unverändert überkommen ist. Darum ist es für die Rekonstruktion der Gumbertus-Orgel in Ansbach das wichtigste Beispiel der Gestaltungsweise Wieglebs, das Aufschlüsse über viele Detailfragen geben kann. Es ist der Gemeinde Rudolzhofen zu wünschen, daß sie möglichst bald ihre Orgel einer sachgerechten Rückführung unterziehen kann.

 


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